Bekanntlich
Autor: leider unbekannt
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Bekanntlich wird das Wort "bekanntlich" in der gehobenen Umgangssprache gern verwendet, besonders wenn diese Sprache öffentlichen Charakter besitzt, also in Ansprachen, Diskussionen und Zeitungsartikeln das Licht der Welt erblickt. Nun handelt es sich aber bekanntlich beim Gebrauch von "bekanntlich" um einen Trick, da "bekanntlich" in verschiedenen Versionen gebraucht werden kann.

  1. Variante

    2. Sie setzt voraus, daß der Sprechende das, was er "bekanntlich" erläutert, selbst wirklich weiß, seine Hörer jedoch nicht. Das ist die sogenannte "Hochachtungsvariante", da sie Hochachtung hervorrufen soll und es auch tut. Beispiel: Ein Physikstudent erklärt einem Mathematikstudenten etwas aus der Quantenmechanik.

  2. Variante

    3. Sie setzt beim Publikum ebenfalls Unwissenheit voraus, während der Vortragende sich seiner Sache nur ungefähr sicher ist: Das ist die sogenannte "Gesprächsabwürgung", denn wer wagt schon zu widersprechen, wenn nach Meinung des Herrn Prof. SOWIESO der Satz (x) "bekanntlich" aufgrund des Satzes (xx) von Liouville-Weierstraß-Newton auf Seite x gilt.

  3. Variante

    4. Sie schließt beim genauen Wissen des Publikums die völlige Unwissenheit des Sprechers ein. Es ist die Variante: "Bluff", denn selbst, wenn der über die Riemannschen Sätze habilitiert habende Hörer mit dem Gedanken konfrontiert wird, daß der Riemannsche Abbildungssatz "bekanntlich" aus dem Auswahlaxiom der Mengenlehre trivial ableitbar ist, wird er angesichts der mit unzähligen "bekanntlich" kaschierten Unverfrorenheit kaum einen leisen Zweifel unterdrücken können, ob dem wirklich so ist.

  4. Variante

    5. Hier wird der Begriff "bekanntlich" da eingesetzt, wo weder Sprecher noch Hörer Bescheid wissen. Das ist mithin noch unverschämter, da Nichtswissende durch Nichtwissende in ihrer Unwissenheit bestätigt werden. Es ist die Variante: "Frechheit siegt". Sie ermöglicht dem Benutzer bekanntlich, in sämtlichen Diskussionen und zu allen Themen das Wort zu ergreifen, und zwar ganz gleich, ob es sich um Beatles oder Elektrodynamik handelt, denn bekanntlich verdoppelte sich das Wissen der Menschheit um 1841 zum ersten mal.

Somit haben wir einen breiten Überblick über einen Begriff gewonnen, der bekanntlich schon auf Pythagoras zurückzuführen ist.